Faith & Lies

Autor: Teri

Altersfreigabe: ab 12

Inhalt: Etwas erweckt Erinnerungen an Faiths Vergangenheit.

Hauptcharakter(e): Faith (hauptsächlich)

 


 

Faith stand hinten in der Halle. Klein-D hatte gerade geheiratet. Er schien ein nettes Kind zu sein. Er ließ sich nicht von B, Ripper oder dem Boytoy einschüchtern und auch nicht von ihr. Aber das Wichtigste war, dass Dawn mit ihm glücklich zu sein schien. Sie freute sich für Dawn, aber sich so unter die Leute zu mischen, war nicht ihr Ding, besonders seit ihre Sache mit Woody geendet hatte, und sie endlich hier raus wollte. Sie war beim Empfang aufgetaucht, wie sie es Dawn versprochen hatte, und jetzt hatte sie beschlossen, dass es Zeit war zu gehen.

 

Dann hörte sie ES. Sie mussten ES spielen, bevor sie gehen konnte. Faith schloss ihre Augen, als sie unwillkürlich tief einatmete. Sie konnte den Rhythmus durch die Sohlen ihrer Schuhe spüren, der Klang vibrierte in ihrem Kopf und ihr Körper begann sich automatisch zu der Geschwindigkeit zu bewegen. Sie atmete ein weiteres Mal ein und sah sich im Raum um. Sie musste einen Partner finden. Sie konnte sich diesen Tanz nicht entgehen lassen, war nie dazu fähig gewesen. Das war ihre Schwäche. -- Der Tango.

 

Ihr Blick taxierte schnell die Männer im Raum. Die meisten waren in Dawns Alter und sie hielt nicht viel von Jünglingen. Außerdem bezweifelte sie, dass einer von ihnen die Sinnlichkeit des Tanzes zu schätzen wusste.

 

Ihr Blick fiel auf Giles. Er würden den Tanz kennen, aber Tango mit Jeeves brachte ihr nichts. Irgendwie dachte sie, dass es dann so wäre, als würde sie mit ihrem Vater den Tango tanzen. Es war ja nicht so, dass sie Giles so nahe stand, aber er hatte etwas an sich, dass sie an ihren Vater erinnerte. Etwas, an das sie jetzt nicht denken wollte.

 

Einen Moment später lief Xander in ihr Blickfeld. Sie bezweifelte, dass er den Tanz kannte, aber er war noch der Beste von der schlimmen Bande und sie konnte ihn führen. Sie hatte ihn vor Jahren bei einer anderen Art von Tanz geführt und wie sie sich erinnerte, war er ein schneller Lerner.

 

Faith näherte sich Xander von hinten.

 

“Tanzen." Es war ein Befehl, keine Bitte.

 

Xander grinste sie an und fügte sich. Er stellte sich hinter sie und legte seine Hände auf ihre Taille. Sie drehte ihren Kopf ein wenig, um ihn über ihre Schulter anzusehen, überrascht darüber, dass er die Führung übernommen hatte. Sie hatte erwartet, ihn führen müssen, aber vielleicht hielt er eine Überraschung für sie bereit.

 

Er grinste sie an, bevor sich ein konzentrierter Ausdruck aus sein Gesicht legte. Sie legte ihre Hände über seine, schob sie ein wenig vor und nach unten auf ihren Bauch. Sie warteten auf den richtigen Moment, da sie einen Tanz begannen, der bereits im Gang war.

 

Beide hörten den Ton, den sie wollten, und Faith machte die erste Bewegung, indem sie sich von ihm entfernte. Sie lehnte sich nach hinten. Da sie ihm eindeutig nicht zutraute, sie vom Fallen abzuhalten, beugte sie sich nicht zu weit nach hinten.

 

Mit einer einzigen weichen Bewegung hatte Xander sie aus der Position zurückgeholt und an sich gezogen. Sie hatte nicht erwartet, dass er die Bewegung so gut ausführte und hatte sich bereits auf ihn zugeschoben. Als Resultat landete sie fast auf ihm, ein wenig näher als gewöhnlich, aber sicherlich nicht auf eine Art, die den Tanz ruinieren würde. Ihre Reflexe würden das nicht zulassen. Ihre Gesichter trafen mit einem Abstand von einem Zentimeter aufeinander und beide hielten überrascht von dem nahen Kontakt einen Moment inne.

 

Xander unterbrach diesen Moment, indem er sie nach hinten führte und damit den Tanz wieder aufnahm. Sie folgte, während er eine Hand leicht auf ihre Taille legte. Als sich die Musik veränderte, zog Xander ihren Arm nach vorne und drehte sie so, dass sie Wange an Wange tanzten. Sie bewegten sich nach vorne und er drehte sie ungeschickt, aber sicherlich besser, als Faith es von ihm erwartet hatte. Xander verlagerte seine Hand, um sich auf die nächste Drehung vorzubereiten, streifte sie aber aus Versehen, was ihr wegen dem unerwarteten intimen Kontakt ein kleines unfreiwilliges Keuchen entlockte.

 

Inzwischen hatten die meisten Gäste des Empfangs zu tanzen aufgehört. Sie waren fasziniert von dem Paar. Diejenigen, die sie nicht kannten, genossen einfach nur die Schönheit und den Stil des Tanzes. Diejenigen, die sie kannten, waren überrascht von Xanders Stehvermögen und der Fähigkeit, mit Faith in einem Tanz mitzuhalten, der sicherlich weit außerhalb seiner Liga war. Sie waren auch überrascht, dass Faith die Geduld und das Interesse hatte, den Tanz richtig zu tanzen.

 

Faith wirbelte in seine Arme und legte einen Arm um seinen Nacken. Sie zögerte einen Moment, unsicher darüber, ob sie das mit Xander machen sollte. Aber da er sie während der letzten zwei Minuten überrascht hatte, entschied sie sich dafür, es zu riskieren. Sie hob ihr Knie an seine Seite und lehnte sich zu ihm nach vorne. Er griff nach unten und packte ihr Bein, ein wenig grober als der Mann es getan hatte, der es ihr beigebracht hatte, aber mit einer gewissen Selbstsicherheit, die fehl am Platz schien. Er begann sie rückwärts über den Tanzboden zu ziehen. Dann ließ er ihr Bein los und schob sie nach hinten in eine schwungvolle Neigung. Er drehte sie herum und sie zog sich wieder hoch. Die beiden bewegten sich gut miteinander, aber erfahrene Tänzer würden den Mangel an Vertrautheit erkennen.

 

Beide bemerkten, dass die Musik sich dem Ende neigte. Faith und Xander hielten einen engen Rahmen, während sie sich lose festhielten. Dann löste Faith den Griff und wanderte um ihn herum. Dabei zog sie ihrem Arm über seine Brust. Er drehte sich in die andere Richtung und traf auf ihren Blick, als sie sich wieder gegenüberstanden. Die Musik endete.

 

Als sie fertig waren, benötigte Xander einen Moment, da er heftig atmete. Faith atmete auch ein wenig schwerer, aber nicht vor Erschöpfung, sondern wegen dem Erlebnis des Tanzes selbst. Sie unterbrachen ihren Blickkontakt und Faith lächelte ihn an.

 

“Du bist voller Überraschungen, was?”

 

Xander nickte mit einem eingebildeten Grinsen und wollte schon mit einer, wie er meinte, geistreichen Bemerkung ankommen, als beide die Menge bemerkten, sie sich um sie versammelt hatte.

 

Faith setzte ihre gespielte Tapferkeit wieder auf und wandte sich ohne ein Wort von Xander ab. Sie ging zu Dawn hinüber.

 

“Ich kam, habe getanzt und bin hier raus." Sie sah so aus, als wollte sie sich abwenden, stoppte aber statt dessen, lehnte sich vor und umarmte Dawn. “Ich hoffe, dass du dein Glück findest", sagte sie und sah sie an. Dann wandte sie sich zu Dawns Bräutigam und fuhr fort: “Und du sorgst besser dafür, dass das passiert."

 

Dieses Mal ging Faith davon, aus der Halle und aus der Tür.

 

Sie ging immer weiter, während ihre Gedanken beim Tango waren. Der Tanz selbst war überraschend gut verlaufen und Boytoy war ein guter Tänzer. Trotzdem war es nicht der Tanz, der sie beschäftigte. Ihre Gedanken wanderten zu dem Mann, der ihr den Tango beigebracht hatte, ihr Vater. Sie hatte ihn nicht mehr gesehen seit der Zeit, bevor sie zur Jägerin berufen worden war. Wie sehr sie sich wünschte, dass sie jetzt noch einmal mit ihm tanzen könnte. Sie begann zu laufen. Ein Teil von ihr hoffte, dass sie allen Erinnerungen davonlaufen könnte. Immer weiter laufen, das war ihr Motto. Nein, dieser Tanz rührte an zu vielen alten Erinnerungen. Sie lief und lief bis sogar ihre Jägerinnenkraft erschöpft war und sie auf ihre Knie fiel. Als sie stoppte holten sie ihre Erinnerungen ein.

 

 

“Eins, zwei, drei, vier, ich erkläre einen Daumenkrieg", sagten sie und ihre Mutter lachend.

 

Sie befanden beide jeweils an einer Seite von ihrem Vater, ihrem großen Vater, der so groß wie Conan war, aber für seine Familie ein großer Teddy Bär.

 

Ein Jahr zuvor war die Familie nicht so gewesen, aber das war bevor sie und ihre Mutter von dem geheimen Leben ihres Vater erfahren hatten. Seine Abwesenheiten waren nicht länger nur lächerliche Entschuldigungen, sondern Angelegenheiten von nationaler Sicherheit. Sie wuchsen auf eine Art zusammen, wie sie nicht gedacht hatte, dass es eine Familie könnte.

 

Das Telefon klingelte und ihre Mutter stand auf um dran zu gehen. Ihr Vater wusste, dass dieser Anruf eine Weile dauern würde. Er sah zu seiner Tochter und grinste. Sie wusste was er wollte. Er brachte ihr seinen Lieblingstanz bei und wollte üben.

 

“Mäuschen?", fragte ihr Vater und hielt ihr seine Hand hin.

 

“Mit Vergnügen." Sie lächelte zurück und die Musik begann zu spielen.

 

 

Sie riss sich aus ihren Gedanken, als ihr klar wurde, dass sie alleine im Dunkeln saß. Dies war zwar Chicago und nicht Sunnydale, aber es war trotzdem keine kluge Entscheidung. Sie stand auf, als sie ein paar Sirenen hörte, die vorbeirasten. Sie begann langsam zu ihrem Hotel zurückzugehen. Während sie ging, musste sie an ihren Vater denken und an die Zeit, als sie herausgefunden hatte, dass sie sich auf ihn verlassen konnte. Als sie die Gelegenheit hatte, den richtigen Mann zu treffen, der ihr Vater war, und nicht den vergesslichen Computerverkäufer, der er vorgab zu sein.

 

Sie war aus ihrem eigenen Zimmer entführt worden und wurde von Terroristen gefangen gehalten. Da sie damals schon frech gewesen war, hatte sie irgendwie den Schlüssel zu deren Atombombe gestohlen. Aber einer der Terroristen hatte es herausgefunden und hatte sie auf eine Art Baugerüst auf dem Dach gejagt. Und ehe sie sich versehen hatte, baumelte sie an der Seite runter und schrie um Hilfe. Ein Kampfjet tauchte unter ihr auf und sie blickte hinein. In dem offenen Cockpit war ihr Vater.

 

 

“Hi." Er lächelte zu ihr auf.

 

“Dad?”

 

“Hab Vertrauen (engl = Faith), Mäuschen." Er grinste. “Daddy ist hier."

 

 

Sie wusste dann irgendwie, dass das alles in Ordnung sein würde. Sie wusste nicht warum, da es keinen Grund gab, warum sie ihrem Vater vertraut haben sollte, aber sie tat es und von da an bis.....nun, er war immer für sie da gewesen, wenn es in seiner Macht lag.

 

“Hab Vertrauen", wiederholte sie. “Hab Vertrauen."

 

Sie hatte es versucht. Hatte sich immer versucht daran zu erinnern, was er ihr beigebracht hatte. Dieses angeborene Selbstvertrauen und die Selbstbestimmung, die sein Markenzeichen gewesen waren, und die ein Teil von ihr waren. Sie wusste, dass sie Vertrauen in sich haben musste. Sie hatte es selbst schaffen müssen. Sicher, sie hatte ein paar Mal gewaltig versagt, aber sie hatte Leute getroffen, von denen sie wusste, dass sie ihnen vertrauen konnte, ihr den Rücken zu decken. Es war etwas, von dem sie nie gedacht hatte, dass sie es wieder haben würde. Nicht nach diesem Tag.

 

 

Sie ging aus ihrer Schule. Sie hatte erwartet, ihre Mom zu sehen oder vielleicht sogar ihren Onkel Gibb, aber statt dessen sah sie die. Die namenlosen, gesichtslosen ‘die’ in dunklen Anzügen und Farbtönen. Sie wich ihnen einfach aus. Immerhin war sie die Tochter ihres Vaters. Ihr wurde klar, dass sie vorsichtig sein musste, aber sie musste auch herausfinden, wo ihre Eltern waren. Sie würden sie niemals, hätten sie niemals hängen gelassen.

 

Sie ließ sich von einem Freund nach Hause fahren, aber die gleichen ‘die’ waren auch dort. Nur dieses Mal kam sie nahe genug heran, um einen von ihnen zu hören. Er hatte gesagt, dass ihre Eltern tot waren, und dass sie planten, sie zu töten als Exempel für andere um zu zeigen, dass sogar ihre Familien nicht sicher sein würden.

 

 

Nachdem ihre Eltern getötet worden waren, und Onkel Gibb nicht mehr aufzufinden war, lebte sie auf der Straße. Sie versteckte sich, da sie wusste, dass diejenigen, die ihre Eltern getötet hatten, sie ebenfalls tot sehen wollten.

 

Irgendwann hatte Linda sie gefunden. Ihre erste Wächterin war freundlich, geduldig und eine Weile hatte sie bei ihr ein Zuhause gefunden. Als sie Linda getroffen hatte, hatte sie sie nicht gekannt, hatte keinen Grund gehabt ihr zu vertrauen. Es war am ersten Tag, als Linda nach ihrem Namen gefragt hatte. Auch nachdem sie sie kannte und ihr vertraute, hatte sie es nie korrigiert. Statt dessen hatte sie sich selbst neu erschaffen und Dana Tasker war wirklich verschwunden.

 

 

“Hab Vertrauen, Mäuschen."

 

 

“Ich bin Faith."

 

 

THE END

 

 

 

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